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Liebe Mütter, liebe Väter und alle, die mit Kindern leben,
Der Schutz vor sexueller Gewalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, darum wollen wir viele unterschiedliche Menschen erreichen und euch für die Mithilfe bei einem besseren Schutz für Kinder und Jugendliche gewinnen.
Sexualisierte Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und kann es folglich ebenso bei Mensa in Deutschland geben. Auf Probleme zu reagieren, ist das eine; im Sinne der Prävention zukünftiger Übergriffe ist das Gespräch über den achtsamen Umgang mit Grenzen jedoch mindestens genauso wichtig. Selbstverständlich werden die zur Prävention vorgesehenen Maßnahmen innerhalb von Mensa e.V. konsequent umgesetzt. Detaillierte Informationen zu unserer KiJu-Präventionsarbeit in verschiedenen Bereichen des Vereins finden sich unter Präventionsarbeit KiJu-Camps.
Ideal wäre es, wenn Prävention alle Fälle sexualisierter Gewalt verhindern könnten. Das ist zwar anzustreben, doch sicherlich insgesamt unrealistisch. Täter bereiten ihre Taten vor, in dem sie gezielt die Wahrnehmung der Umwelt und ihrer potenziellen Opfer vernebeln. Oft beginnen sie mit leisen Grenzverletzungen, die sie systematisch steigern. Es sollte deshalb im Verein und insbesondere in den Camps ein Klima der Grenzachtung herrschen, das Betroffene und auch Beobachtenden von (sexuellen) Grenzverletzungen ermöglicht, sich ihren Vertrauenspersonen und auch externen Ansprechpersonen anzuvertrauen. Sich Unterstützung zu holen (zum Beispiel auch bei einer Fachberatungsstelle) kostet Überwindung und verdient unseren größten Respekt.
Mensa e.V. wird das institutionelle Schutzkonzept laufend auf den neuesten Stand bringen und durch regelmäßige Fortbildungen weiterhin für den Schutz vor sexualisierter Gewalt sensibilisieren. Wer den Verein selbst in Themen der Prävention sexueller Gewalt und anderer unzulässiger Verhaltensweisen unterstützen möchte kann sich gerne unter praevention@mensa.de melden.
Von allen Betreuer*innen, die auf unseren Camps tätig sind, liegen uns erweiterte Führungszeugnisse vor, welche maximal drei Jahre alt sein dürfen. Die Teilnahme an einer unserer internen Präventionsschulungen maximal drei Jahre vor dem Camp setzen wir für jegliche Betreuungstätigkeiten voraus.
In konkreten Fällen von sexueller Grenzüberschreitung und bei Fragen rund um das Thema Prävention nehmen wir als Verein selbst aktiv Beratung kompetenter Anlaufstellen in Anspruch, um bestmöglich reagieren zu können.
Im Rahmen unserer Präventionsarbeit werden wir unter anderem von der Fachstelle Zartbitter e.V. beraten und orientieren uns an aktuellen Leitlinien und Empfehlungen der “Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs”.
Nach den einzelnen Camps bieten wir im Rahmen unserer Evaluationsfragebögen eine möglichst einfache und niederschwellige Möglichkeit zum Melden unangenehmer Vorfälle.
Selbstverständlich können Vorfälle auch unabhängig von den Evaluationen gemeldet werden. Die mensainterne Anlauf- und Beratungsstelle (s.u.), die Camp-Koordinator*innen sowie externe Beratungsstellen haben dafür jederzeit ein offenes Ohr.
Unter gewaltfrei@mensa.de bietet Mensa e.V. eine Anlaufstelle mit entsprechender Schweigepflicht und fachlicher Vorbildung. An diese können sich Betroffene, aber auch Beteiligte oder Personen, die in sonst irgendeiner Form Unterstützung brauchen, jederzeit wenden. Hierzu gehören auch Fragen zum Umgang mit Vermutungen und zur Reaktion auf entsprechende Fragen durch Teilnehmende.
Zusätzlich ist unsere Anlaufstelle auch telefonisch unter 0178-8286225 Montags von 11 bis 12 Uhr, dienstags von 17 bis 18 Uhr, donnerstags von 14 bis 15 Uhr und freitags von 19 bis 20 Uhr sowie nach Absprache am Wochenende für euch erreichbar.
Im Rahmen unserer Präventionsschulungen haben all unsere Betreuenden unseren Verhaltenskodex und die Erklärung zu grenzachtendem Umgang unterzeichnet. Diese Dokumente finden Interessierte auf der Seite Präventionsarbeit KiJu-Camps.
Über diese verpflichtenden Schulungen hinaus bieten wir regelmäßig Fortbildungen an, die auch zum Thema “Vermeidung von Gewalt und Grenzüberschreitung” sensibilisieren. Unsere freiwilligen Schulungsangebote werden sehr gut angenommen und sind immer schnell ausgebucht. Das hierbei erworbene Wissen zum grenzachtenden Umgang leitet unsere Betreuenden vor Ort auf den Veranstaltungen in Ihrem Handeln.
Alle Betreuenden stehen als Ansprechpartner*innen zur Verfügung, wenn es dennoch zu unangenehmen Situationen kommt.
Auch unsere Teilnehmenden sensibilisieren wir explizit für grenzachtenden Umgang. Seit 2019 setzen wir hier zudem ein Farbsystem ein, bei dem durch Klebepunkte unterschiedlicher Farben die Kommunikation der eigenen persönliche Grenzen erleichtert wird.
Unter www.kein-raum-fuer-missbrauch.de finden Sie unter “Informationen/Rechte von Kindern” weitere Anregungen für die Prävention.
Nur wenige Kinder sagen direkt, wenn sie sexuelle Gewalt erlebt haben. Und leider wird ihnen manchmal nicht geglaubt. Einige machen Andeutungen, aber häufig werden die Andeutungen nicht richtig verstanden. Manchen Kindern und Jugendlichen merkt man nichts an, andere verändern sich und zeigen mit Auffälligkeiten, dass es ihnen schlecht geht, beispielsweise durch Schlafstörungen, Bauchschmerzen, Einnässen, Ängste, Rückzug oder Aggressionen.
Jedes dieser Anzeichen kann aber auch andere Ursachen haben. Aber: Ein Mädchen oder ein Junge, das bzw. der sich plötzlich verändert, braucht unabhängig von der Ursache die Aufmerksamkeit seiner Eltern oder anderer nahestehender Menschen.
Wenn Sie sich Sorgen machen, nehmen Sie Ihr Gefühl ernst und gehen Sie ihm nach: Sprechen Sie Ihr Kind gezielt an oder wenden Sie sich an eine Beratungsstelle.
Das Wichtigste ist, möglichst ruhig zu reagieren, Ihr Kind zu trösten und ihm zu sagen, dass es keine Schuld hat. Zeigen Sie, dass es genauso geliebt wird wie zuvor. Wie schwer und tief greifend die Auswirkungen von sexuellem Missbrauch sind, hängt sehr von der Reaktion des Umfeldes ab.
Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz vor sexuellem Missbrauch, aber gute Chancen, dass ein Kind oder Jugendlicher das Erlebte gut verarbeiten kann. Kindliche bzw. jugendliche Opfer müssen keine Langzeitfolgen entwickeln, auch wenn sie zunächst starke Auffälligkeiten vor und nach der Aufdeckung zeigen. Entscheidend ist, dass man den betroffenen Mädchen bzw. Jungen glaubt, sie vor weiterer Gewalt schützt und ihnen zeitnah Hilfe bei der Verarbeitung der belastenden Erlebnisse anbietet.
Man sollte nicht alleine mit einer Vermutung oder einem aktuellen Verdachtsfall umgehen.
Beratungsstellen, die sich auf sexuellen Missbrauch spezialisiert haben, können helfen, Interventionen zu planen, um den Verdacht zu konkretisieren und weitere Schritte einzuleiten, die das Kind bzw. den Jugendlichen schützen können.
Die meisten Einrichtungen arbeiten vertraulich und auf Wunsch auch anonym. Viele der Erziehungs- und Familienberatungsstellen freier und öffentlicher Träger bieten ebenfalls Beratung bei sexuellem Missbrauch an. Man kann sich auch an das Jugendamt oder den Allgemeinen Sozialdienst wenden und dort nach Adressen spezieller Beratungsstellen fragen. Auch in den Jugendämtern selbst gibt es Ansprechpartnerinnen bzw. Ansprechpartner. Wir haben eine Auswahl an Anlaufstellen auf der Seite Beratungsstellen & Kontaktadressen zusammengestellt.
Mädchen und Jungen können sich an das Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ wenden:
Nummer gegen Kummer: 116 111 (kostenfrei und anonym)
Sprechzeiten: Mo. bis Sa.: 14 bis 20 Uhr
www.nummergegenkummer.de
Es ist uns ein großes Anliegen, als Teil unserer Präventionsarbeit den Teilnehmer*innen zu vermitteln, wie wichtig das Wahren ihrer eigenen Grenzen und der Grenzen von anderen ist. Bei der Auftaktbesprechung am ersten Abend sprechen wir dieses Thema an und sensibilisieren für einen reflektierten grenzachtenden Umgang miteinander.
Dabei bitten wir alle, kurz in sich zu gehen und zu überlegen, wie leicht oder schwer es ihnen im Alltag sowie in außergewöhnlichen Situationen fällt, ihre eigenen Grenzen zu wahren. Damit andere Personen einen Indikator haben, wie viel Absprache im Vorfeld angemessen ist, stellen wir farbige Klebepunkte zur Verfügung, die sich jeder auf das Namensschild kleben kann. Mit einem Testlauf bei den Sommercamps 2019 wurde das Punktesystem eingeführt und evaluiert (siehe unten). Es ist folgendermaßen definiert:
Blauer Punkt | Du darfst meine Grenzen selbst einschätzen. Wenn du dir unsicher bist, frag lieber nach! |
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Oranger Punkt | Geh nicht einfach davon aus, dass du weißt, wo meine Grenzen liegen. Wir klären das bei Bedarf. |
Ganz unabhängig von der Farbe kann es natürlich weiterhin zu Grenzüberschreitungen kommen.
In jedem Fall gilt deshalb, seine Grenzen von sich aus klar zu kommunizieren und jemanden darauf hinzuweisen, wenn eine Grenze verletzt wurde. Es ist dabei absolut in Ordnung, seine Meinung zu ändern. Auch wenn man im Vorfeld etwas abgesprochen hat, kann es eine Fehleinschätzung sein, die man korrigieren kann, sollte sich etwas unangenehm anfühlen.
Wir wollen den Teilnehmer*innen vermitteln, dass beide Optionen vollkommen in Ordnung sind und es von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich ist. Deshalb ist es gut, wenn die Betreuer*innen unterschiedliche Farben tragen und sich diesbezüglich im Vorfeld absprechen. Das Team bringt die Punkte erst gemeinsam mit den Teilnehmer*innen in der Auftaktbesprechung an, damit im Vorfeld keine Fragen dazu aufkommen. Niemand muss einen Punkt tragen. Wir können dazu motivieren und die Vorteile schildern, aber es ist selbstverständlich auf freiwilliger Basis. Ebenso ist es in Ordnung, es sich jederzeit anders zu überlegen, den Punkt zu entfernen oder durch die andere Farbe zu ersetzen. Dafür stehen jederzeit neue Klebepunkte in einem Aufenthaltsraum zur Verfügung.
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